Restaurierte Scheibel-Mühle eröffnet und unter dem Namen „Emill“ den ersten Whisky präsentiert

Von Berthold Gallinat

Das große Glasfenster ermöglicht den Blick hinaus auf benachbarte Häuser und auf die Acher, in der sich das helle Sommerlicht spiegelt. Aber alle Blicke in der mit viel Aufwand restaurierten Scheibel-Mühle sind erwartungsvoll auf ein Holzfass gerichtet, das auf einem mit edlem, schwarzen Tuch verhüllten Tischchen steht. Behutsam zieht Michael Scheibel eine mit einem weißen Tuch verhüllte Flasche aus dem Inneren des Fasses.

Scheibel und seine Mitarbeiter hatten am Samstagmorgen auch allen Grund zur Freude. Zum einen wurde die Scheibelmühle eröffnet, zum anderen gelangte ein acht Jahre lang verfolgtes Vorhaben zur Taufe. „Geboren in Kappel, gebrannt in der Mühl, gereift auf Etagen, gefüllt in Kristall, das ist unser erster Whisky ,Emill’. Und solange die Acher fließt solange soll auch der ,Emill’ fließen“, stellte Michael Scheibel den zahlreichen Freunden und Kunden des Hauses den ersten Whisky von Scheibel vor. Wer sich in der Geschichte des Hauses Scheibel ein wenig auskannte, vermochte in dem Wortspiel „Emill“ nicht nur die Wortverbindung Mühle zum englischen Wort „mill“ herzustellen, sondern es zeigt auch die Tradition der Brennerei Scheibel – Emil Scheibel ist der Gründer des Unternehmens.

Familiäre Tradition und Wirken in der Gegenwart, das fand nicht nur im Whisky „Emill“ seinen Ausdruck, sondern im gesamten Umbau der Scheibel Mühle. Im alten Teil wurde architektonisch erhalten, was früher die Getreidemühle prägte, aber hinter Glasscheiben gestapelte Fässer lassen erkennen, dass die ehemalige Getreidemühle heute ein neuer Betrieb der Scheibelschen Brennerei ist. Die schriftliche Information „Hier lagert hohes Niveau auf vier Stockwerken“ lässt zudem keinen Zweifel daran, dass die Produkte erstklassig sind. Zum neuen Produkt informierte Michael Scheibel, dass der neue Whisky, der als Single Malt in Form des „Emill“ und als Whisky in Fassstärke mit 58,7 Prozent gebrannt wird, nur in der Scheibel Mühle im Raum „Marktplatz“ zu kaufen sein wird. Tanja Lankoff, Sabrina Prestel und Nick Hausperger werden die Kunden betreuen.

Ganz anders wirkt der neue Teil des Gebäudes. Ein lichtdurchfluteter Raum empfängt den Besucher, der Blick kann weit hinausgehen. Ein farbenprächtiges Fenster des Baden-Badener Künstlers Andreas Linnenschmidt fasziniert in seiner Farbgestaltung und mit seinen Spiegelungen, Raum und Einrichtung haben in ihren klaren Linien und in ihrer Funktionalität etwas Bauhausartiges. In diesem Raum fand die Taufe des Whiskys statt. Als „Paten“ des „Emill“ konnte Michael Scheibel Barchef Bernhard Stöhr aus der „Traube“ Tonbach gewinnen, seit Jahrzehnten ein Meister seines Fachs. 2013 bekam er die höchste Auszeichnung der deutschen Barkeeper- Union verliehen: „Der Goldene Shaker“. Er machte bei der Taufe des Whiskys auf dessen intensive Honignote, auf Karamell, feine Röstaromen und auf eine würzige Pfeffernote im Abgang aufmerksam. Michael Scheibel stellte heraus: „Zwei Dinge muss ein guter Whisky können. Eine Geschichte erzählen und ein Geheimnis für sich behalten.“

Wissenswertes, Witziges und Amüsantes erzählte nach der Taufe noch Autor Otmar Schnurr in seiner unnachahmlichen Art. Ganz zum Schluss überreichten die Mitarbeiter Lisa Koch und Nick Hausperger ein weiteres Fass. „In dieses Fass packen wir alle Geschichten und Anekdoten aus unserem Betrieb – mal sehen, was sie in sieben oder zehn Jahren zu erzählen haben.“ Wie war das doch mit dem Whisky? Er soll Geschichten erzählen und Geheimnisse bewahren können.

Artikel hier als PDF herunterladen

Der Artikel ist am 16. Juli 2018 im ABB, Acher-Bühler-Bote, erschienen.